Nicht nur der Transrapid ist ein Unsinn, den uns die Politiker als Toll verkaufen wollen. Zitat Edmund Stoiber:

Wenn Sie vom Flug- äh vom Hauptbahnhof starten Sie steigen in den Hauptbahnhof ein, Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in an den Flughafen Franz-Josef Strauß dann starten Sie praktisch hier am Hauptbahnhof in München - das bedeutet natürlich daß der Hauptbahnhof im Grunde genommen näher an Bayern an die bayerischen Städte heranwächst

(als MP3 anhören, und mitzählen wie viele vollständige Sätze er schafft)

Nein, der zweite SBahn-Tunnel ist genauso ein Unsinn (mit den derzeitigen Plänen). Ich denke wir sind uns alle einig, dass die S-Bahn-Stammstrecke entlastet werden muss, und eine Umgehungsroute entstehen muss. Aber umbedingt in Form einer “Express-Röhre”, die die Benutzer dazu zwingt am Ostbahnhof, Hauptbahnhof oder Marienhof umzusteigen - mit erheblichen Entfernungen zu laufen? Für eine große Zahl an Passagieren wird die SBahn-Fahrt dadurch sogar erheblich länger - und gleichzeitig wird der Takt auf manchen Linien - z.B. der S5, die gerade erst in Spitzenzeiten einen 10-Minuten-Takt bekommen hat dann wieder ausgedünnt?

Warum taucht in den Plänen auf einmal eine Express-S5 von Deisenhofen auf, die erst am Ostbahnhof wieder hält (und damit das neugebaute Infineon überspringt!) - obwohl es in Deisenhofen schon die S20 und S27 gibt - damit wäre Deisenhofen nach der Stammstrecke der am besten angebundene Bahnhof! Und gleichzeitig wird behauptet dass eine Express-SBahn zum Flughafen nicht möglich ist, und man statt dessen den Transrapid braucht (damit der Hauptbahnhof näher an die Geminden rückt???)

Nein, was hier fehlt ist ein schlüssiges Gesamtkonzept.

Was uns momentan präsentiert wird ist gar kein Kopnzept um die Probleme zu lösen - es ist ein kostspieliges “herumgedokter” an dem Problem, dass die Stammstrecke manchmal einfach zu ist. Anscheinend hat sich niemand Gedanken gemacht, von wo nach wo die Leute fahren wollen.

Beispielsweise ist der größte Brennpunkt in München der Marienplatz - hier steigen am meisten Leute um, von der SBahn in die überlasteten UBahn-Linien U3 und U6. Deswegen wird dort ja gerade umgebaut. Eine schlüssige Lösung für die SBahn würde aber dieses Umsteigeproblem in Betracht ziehen, und versuchen, stärker zu entlasten als das durch den “Marienhof” geschieht. Denn hier werden die Fahrgäste genauso zur UBahn Marienplatz geleitet, und das Problem besteht nach wie vor. An eine in der Zukunft früher oder später notwendige Entlastung der U3/U6 wurde gar nicht gedacht.

Nehmen wir doch den alten Vorschlag wieder auf, den Bahn-Südring zu verwenden. Es gibt doch bereits eine zweite Bahnstrecke vom Ostbahnhof nach Westen. Die führt durch Giesing, am Kolumbusplatz, Flaucher, Poccistraße und Heimeranplatz vorbei. Das klingt wie das Who-is-Who der Umsteigemöglichkeiten: Kolumbusplatz (U1, U2, U7, U8), Poccistraße (U3, U6), Heimeranplatz (S7, S20, S27, U4, U5) - alles dabei, und der Süden wäre erheblich besser angebunden. Dazu fehlt dann nurnoch eine Querverbindung im Norden, beispielsweise auf der Höhe der Münchner Freiheit.

Allgemein muss auch ein Ausbau des UBahn-Netzes in Betracht gezogen werden (und das mit der S-Bahn koordiniert werden). Der eine oder andere wird sich vielleicht noch an die “Express-U-Bahn” erinnern, die vom Hauptbahnhof zum Fussballstadion fahren soll(te).

Vielleicht wäre es auch gut, sich die Netze anderer Großstädte anzuschauen, und beispielsweise einen echten Ringschluss wie die Circle-Line in London in Betracht zu ziehen. Vergleichen sie die beiden Netze, was fällt ihnen auf? Marienplatz, Odeonsplatz, Sendlinger Tor - diese drei Innenstadt(!)-Haltestellen sind alles, was den Westen mit dem Osten verbindet. Als ob es da eine Mauer gegeben hätte. Versuchen sie mal auf dem Plan von London eine vergleichbare Konstellation zu finden…

Um das “Lieblingsargument” der Politiker aufzugreifen: Für Terroristen wäre München momentan sehr gut angreifbar - eine Bombe am Marienplatz, zwischen SBahn und UBahn, und die Stadt steht wochenlang still. Und der zweite Tunnel würde daran nichts ändern. Auch der Ostbahnhof spielt eine massive Schlüsselrolle, die nur durch einen Ringschluss - wie bei Straßen schon lange üblich - behoben werden kann.

Und München hat inzwischen wirklich genug ÖPNV-Passagiere, tendenz durch die Entwicklung des Ölpreises stark steigend…

Deswegen: Gegen die derzeitige Planung des S-Bahn-Ersatztunnels protestieren und ein schlüssiges Zukunftskonzept fordern!